Reisebericht Marokko November 2023 - Privat organisierte Reisen

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Reisebericht zur Marokko Tour im November 2023
  
Endlich war es soweit, unsere lang ersehnte Reise nach Marokko konnte beginnen. Hauptziel war es, dem Oued Draa bis zum Atlantik zu folgen. Der ursprüngliche Plan für diese Reise wurde bereits Anfang 2020 geschmiedet, aber aufgrund der wiederholten Auswirkungen von Corona konnte sie bisher nicht realisiert werden. Nun hatten wir endlich genügend Mitreisende – insgesamt 13 Personen – um die Reise zu einem akzeptablen Preis durchführen zu können.
Da es sich um eine privat organisierte Reise handelte, die auf Kostendeckungsbasis aufgebaut war, habe ich im Vorfeld alle möglichen Maßnahmen ergriffen, um die Kosten niedrig zu halten. Ein Schwerpunkt lag dabei darauf, die Strecke bis Marrakesch auf vergleichsweise kostengünstigen Straßenreifen zurückzulegen, um die teuren Michelin Geländereifen in der Größe 475/80 R20 (Stückpreis 2860 Euro) zu schonen. Wie üblich stellte ich meinen MAN und meinen Anhänger zur Verfügung. Ein Pärchen begleitete uns mit einem Isuzu D-Max mit Wohnkoffer von Wagner. Unsere Gruppe umfasste außerdem drei Motorradfahrer, fünf ATV-Fahrer und zwei Beifahrern im LKW. Die Motorräder und ATVs wurden Ende Oktober bis Anfang November in Heldrungen verladen.
Mitte November machten meine Lebensgefährtin und ich uns dann auf den Weg Richtung Süden. In Süddeutschland schloss sich das Pärchen mit dem Isuzu unserem „Konvoi“ an. Die Fahrt bis Algeciras verlief ohne größere Probleme, und nach fünf Tagen erreichten wir den Hafen. Leider trafen wir dort eine unglückliche Entscheidung und entschieden uns für eine Überfahrt nach Ceuta. Bei der Ankunft versuchten wir in der Nacht die Grenze zu überqueren.
Im Jahr 2006 hatte ich bereits einmal Motorräder für andere Mitreisende eingeführt, was damals problemlos verlief. Die Fahrgestellnummern wurden einfach in meinen Pass eingetragen. Doch dieses Mal sollte alles anders sein. Unter der Begründung, dass ich nur ein einziges Motorrad auf meinen Namen einführen könne, wurde mir die Einreise verweigert, obwohl ich Vollmachten aller Fahrzeugeigentümer vorweisen konnte.
In einer abenteuerlichen Aktion musste ich den LKW samt Anhänger im Zollgelände wenden. Mir wurde untersagt, das Zollgelände über einen Kreisverkehr zu verlassen, um auf der Gegenseite wieder einzufahren. Stattdessen musste ich im Zollgelände selbst ein Wendemanöver über Betoncurbs durchführen. Ohne Allradantrieb und entsprechend große Reifen wäre dies nicht möglich gewesen.
Tags darauf fuhren wir dann mit PKW zur Grenze, in der Hoffnung, in einer anderen Schicht auf einen verständnisvolleren Zollbeamten zu treffen. Im Prinzip erfüllte sich unsere Hoffung sogar, denn der freundliche Herr meinte, er würde mir die Fahrzeuge alle in den Paß eintragen. Na wunderbar. Doch dann das große Aber: die ATV-Ersatzräder (da alle neu) dürften wir aber nicht einführen. Hä? Eine Offroad Rundreise ohne Ersatzräder? Geht nicht.
Eine Lösung musste nun her. Wir konnten uns auf nichts verlassen. Entscheidungen wurden offenbar nach Tagesform der Beamten getroffen. So entschieden wir uns dazu, die mit dem Flugzeug in Marrakesch gelandeten ATV-Fahrer irgendwie nach Ceuta zu befördern. Zu diesem Zweck organisierten wir ein Taxi, das vier Fahrer von Marrakesch über die etwa 640 km lange Strecke bis nach Ceuta fuhr. Zwei Motorradfahrer hatten die Möglichkeit, ihren Flug nach Malaga umzubuchen, um anschließend mit der Fähre nach Ceuta zu gelangen. So hatten wir am Ende genügend Fahrer in Ceuta, um die Fahrzeuge durch den Zoll zu bringen.
Das Problem mit den Ersatzrädern lösten wir dann so, dass wir bei einem Reifenhändler alle neuen Reifen auf ATVs ziehen ließen, und so die Ersatzräder nun alle gebraucht waren.
Drei Tage später trafen die Fahrer in Marrakesch ein und nach einer achtstündigen Fahrt mit dem Taxi konnten wir diese in Ceuta begrüßen. Rolf und Heiko waren bereits einen Tag vorher über Malaga und Algeciras mittels Fähre eingetroffen.
Wir machten uns sodann auf den Weg zur Grenze und konnten diese schließlich erfolgreich passieren. Nach dem Grenzübertritt entschieden wir uns, noch ein paar Kilometer weiterzufahren und auf dem nächsten Autobahnrastplatz zu übernachten.
Auf dem Weg dorthin hatte Eikes ATV leider einen Riemenschaden. Glücklicherweise hatte Philipp sein ATV mit PKW und eigenem Hänger durch den Zoll gebracht. So konnten wir Eikes ATV mit dem von Philipp tauschen und es ging recht flott auf den besagten Autobahnparkplatz. Kurz gesagt, am Ende kamen wir aufgrund eines willkürlich handelnden Zolls einen Tag später als geplant in Marrakesch an. Ein Tipp für andere Reisende: Meiden Sie die Route über Ceuta!
Die gesamte Aktion bescherte uns unfreiwillig auch einen fünftägigen „Urlaub“ auf einem Parkplatz in Ceuta – immerhin mit einem wunderbaren Meerblick. Eigentlich wollte ich vier Tage vor den anderen Mitreisenden schon in Marrakesch sein und alles vorbereiten.  
Nach dem Ende der Rundreise würden wir vor dem Problem stehen, die Fahrzeuge aus Marokko ausführen zu können. Zu diesem Zweck fertigte Philipp, der des Französischen mächtig war, entsprechende Vollmachten an, die wir dann in Marrakesch beglaubigen ließen. Diese Vollmachten berechtigten mich, die Fahrzeuge in meinem Namen auszuführen. Diese Prozedur kostete uns einen weiteren Tag, der uns auf der Rundreise fehlen würde. Endlich konnten wir jedoch unsere Tour starten. Der Anhänger verblieb auf dem Campingplatz Ferdaous in Marrakesch.
Wir verließen den Campingplatz über die Umfahrung P2008 und fuhren weiter südlich die N9 entlang, die uns Richtung Süden und somit ins Atlasgebirge führen würde. Wir kamen zügig voran und konnten wenige Stunden später bereits den Pass Tizi n Tichka hinter uns lassen. Die Straßen sind seit meinem letzten Besuch in Marokko im Jahr 2006 massiv ausgebaut worden. Das ist einerseits schade, da die Strecke dadurch etwas weniger abenteuerlich wird, aber andererseits ist Verständnis dafür aufzubringen, da durch die verbesserten Straßen die Zahl der Unfälle deutlich reduziert werden konnte.
Auch die Strecke über Anemiter Richtung Ait ben Haddou, genauer gesagt die P1506, wurde zwischenzeitlich asphaltiert. Dies führte zunächst dazu, dass ich die Entscheidung traf, die N9 weiter Richtung Quarzazate zu nehmen, da die P1506 keine Offroad-Strecke mehr war. An einer Tankstelle in Aguim entschieden wir uns jedoch gemeinschaftlich, die P1506 dennoch zu befahren, und so nahmen wir den Abzweig kurz hinter dem Pass Richtung Anemiter auf dem Rückweg über die N9. Letztlich hatten wir vielleicht keine Offroad-Strecke, aber genossen landschaftlich sehr beeindruckende Bilder.
In Ait Ben Haddou warfen wir noch einen kurzen Blick auf die Altstadt und fuhren dann weiter Richtung Quarzazate. Kurz hinter Tabourathe schlugen wir unser Lager nordöstlich der N9 mitten in der Landschaft auf. Von unserem Lager aus hatten wir einen Blick auf das nahegelegene Sonnenkraftwerk.
Einige Mitglieder der Gruppe entschieden sich, querfeldein zum Sonnenkraftwerk zu fahren, stellten jedoch bald fest, dass es nur optisch sehr nah schien. Tatsächlich lag es etwa 20 km Luftlinie von unserem Lager entfernt. Nach einigen Kilometern wurde die Ausfahrt abgebrochen, und die Fahrer kehrten zum Lager zurück. Am Abend wurde darüber diskutiert, wie die Reise fortgesetzt werden sollte. Die Entscheidung fiel darauf, in die Dades-Schlucht zu fahren und über eine Offroad-Strecke im Norden in die Todra-Schlucht zu gelangen. Mein Einwand, dass uns dazu eigentlich die Zeit fehlen würde und dies zu einer Verkürzung der Reise am Ende führen könnte, wurde zur Kenntnis genommen. Dennoch entschied sich die Mehrheit dafür, die Offroad-Strecke zu nehmen.
Die vermeintliche Offroad-Strecke entpuppte sich schließlich als 5 km langes Verbindungsstück zwischen der R704 im Norden und der noch nicht vollständig asphaltierten Strecke im Süden, die auf die N12 bei Tamtetoucht treffen sollte. Obwohl auf dieser Strecke einige nicht asphaltierte Pistenabschnitte vorhanden waren, erwies sich die Umfahrung leider nicht als reine Offroad-Strecke. Dennoch war es eine landschaftlich beeindruckende Erfahrung. Als Lehre aus dieser Strecke nahmen wir mit, dass es Ende November auf über 2000 m Höhe nicht besonders klug ist zu campieren, da es mit -5°C recht frisch wurde.
Etwa 35 km vor Erfoud schlugen wir unser Lager in einem sandigen Delta auf. An diesem Abend sollte zum ersten Mal die Dusche des MAN in Betrieb genommen werden. Leider sprang der gasbetriebene Durchlauferhitzer zunächst nicht an. Nachdem zwei Unerschrockene kalt geduscht hatten, führte die Reparatur schließlich zum Erfolg, und der Rest der Gruppe konnte sich am Warmwasser erfreuen.
Am nächsten Morgen ging es zunächst nach Erfoud. Nach einiger Suche fanden wir eine Tankstelle, die sowohl Kreditkarten akzeptierte als auch über lange Tankschläuche verfügte, sodass wir die Tanks des MAN auffüllen konnten. Den Benzintank mit einem Fassungsvermögen von 800 Litern hatten wir bereits vor dem Einfahren in die Dades-Schlucht gefüllt, daher musste hier nur noch einmal nachgetankt werden. Weitere 500 Liter Diesel kamen in den Zusatztank des MAN.
Nun gut ausgestattet, wollten wir endlich ins Gelände und begaben uns Richtung Süden über Sani nach Merzouga. Kurz vor Ankunft zog ein beeindruckender Sandsturm auf. Da es nur noch einige Kilometer bis zum geplanten Lagerplatz waren, fuhren wir trotz der ungünstigen Bedingungen weiter. Das Ganze hatte etwas Gespenstisches. Bei Merzouga befindet sich das große Dünenfeld Erg Chebbi mit einer Fläche von etwa 110 Quadratkilometern. Die höchsten Dünen erreichen eine Höhe von 150 Metern. Seit meinem letzten Besuch im Jahr 2006 hat sich das Umfeld am Erg Chebbi stark verändert, mit unzähligen Zelten, die eher an Tomatenzuchtanlagen erinnern als an traditionelle Berberzelte. Es werden zahlreiche Aktivitäten wie Kamelritte und Quad-Ausflüge angeboten. Wir suchten uns einen Lagerplatz im Südosten und planten von dort aus Fahrten in die höheren Dünen zu unternehmen.
Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück auch gleich los. Zuerst machte sich die Motorradgruppe auf den Weg. Kurze Zeit später jedoch kehrte Ralf zurück und bat um Hilfe von den ATV Fahrern. Rolf hatte sich in einem Dünenkessel festgefahren, und es war ihm nicht mehr möglich, sein Motorrad zu befreien. Schnell kamen Rainer und Eike zu Hilfe und befreiten Rolf mittels ihrer Seilwinden aus seiner misslichen Lage. Der Sand war so weich, dass sogar die ATV an ihre Grenzen stießen. Trotzdem schafften es alle, wenn auch etwas erschöpft, wieder zum Lager zurück.
Was uns Rolf bis zu diesem Zeitpunkt verschwiegen hatte, war, dass er sich nicht nur festgefahren hatte, sondern mit einem Hechtsprung samt Motorrad in den Dünenkessel gefallen war. Am Ende ließ er sich immerhin dazu überreden, seinen Nacken und Rücken mit Diclofenac-Schmerzgel einreiben zu lassen. Obwohl er sich nicht wirklich gut fühlte, konnte er unter Schmerzen die Reise am nächsten Tag fortsetzen.
Am Abend gab es dann Hamburger mit Bratkartoffeln, ein Gericht, das ich während einer solchen Reise noch nicht ausprobiert hatte. Am Ende schmeckte es allen gut, und die Idee, das Rindfleisch aus den Dosen einfach in Scheiben zu schneiden und dann als Patties zu braten, erwies sich als erfolgreich.
Das Fazit vom Erg Chebbi war jedoch, dass es touristisch inzwischen so überlaufen ist, dass man nicht mehr das Gefühl hat, sich in der Wüste zu befinden. Bei zukünftigen Reisen werde ich diese Location vermutlich vermeiden. Noch 1995 waren wir bei einer Reise die einzigen Touristen in diesem Dünengebiet. Allerdings kann man es den Einheimischen nicht verdenken, dass sie mit diesem Naturschauspiel auch Gewinne durch den Tourismus erzielen möchten. Leider geht das natürlich zu Lasten des Abenteuergefühls.
Am nächsten Tag ging es jedenfalls über Taouz und Ouzina bei Ramlia endlich auf die Piste. Leider war die Strecke bis Ramlia inzwischen ebenfalls asphaltiert. Hinter Ramlia hatte das Oued Dsoura ein großes sandiges Delta geformt, das wir in westlicher Richtung durchqueren wollten. Der MAN und die ATVs hatten dabei viel Spaß, aber zwei der Motorradfahrer stießen hier an ihre Grenzen. Die Maschinen lagen öfter auf der Seite, und die Fahrer kämpften mit den herausfordernden Bedingungen. Wir entschieden uns, als wir das sandige Delta etwa zur Hälfte durchfahren hatten, umzukehren und eine Ausweichstrecke etwas weiter nördlich zu nehmen. Diese erwies sich als gut befahrbar.
Gegen Abend schlugen wir unsere Lager am westlichen Rand des Deltas auf. Es gab reichlich Brennmaterial für ein riesiges Lagerfeuer, dessen Flammen mehrere Meter hochschlugen. Am nächsten Tag ging es zunächst in westlicher Richtung durch sandige, teils lehmige Pisten, die allesamt sehr gut zu befahren waren.
Auf einem felsigen Zwischenstück bog die Piste Richtung Süden ab, und nach wenigen Kilometern erreichten wir wieder sandige Abschnitte, die uns über viele Kilometer nach Westen führen sollten. An der südlichen Kante eines Salzsees setzten wir unsere Fahrt Richtung Atlantik fort. Die Strecke wechselte zwischen Sand, Lehm und Fels und war äußerst abwechslungsreich. Kurz bevor die Piste wieder auf die N12 stoßen sollte, schlugen wir unser Lager in der Nähe eines kleinen Berges in einem sandigen Delta auf. Da die Wettervorhersage für diese Region keine Niederschläge voraussagte, sahen wir dies als unproblematisch an.
Schon in den letzten Tagen zeichnete sich ein Problem beim Pärchen mit dem Isuzu D-MAX ab, der eine Wagner Wohnkabine auf seiner Ladefläche trug. Während der Pistenfahrt neigte die Kabine beängstigend nach vorne und hinten und berührte teilweise sogar die Fahrerkabine. Immer wieder musste die Kabine, die nur durch große LKW-Spanngurte gesichert war, nachgespannt werden. Am nächsten Tag entschied sich das Pärchen daher dazu, die N12 Richtung Norden und somit auf Asphalt zu fahren, um uns in TanTan wiederzutreffen. Es war mit Sicherheit die richtige Entscheidung, denn ich gehe davon aus, dass die Wohnkabine die noch bevorstehende Pistenfahrt über einige Hundert Kilometer nicht schadlos überstanden hätte. Zusätzlich kam erschwerend hinzu, dass die beiden ihre Hunde dabei hatten, die in einer speziellen Box im Fahrerhaus untergebracht waren und auf der Piste ziemlich hin und her gewirbelt wurden, und immer wieder an die Wände der Box stießen.
Leider mussten wir dann wieder einige Kilometer auf Asphalt zurücklegen. Wir passierten Zagora, bogen dort Richtung Süden ab und erreichten schließlich die so genannten Judendünen bei M’Hamid. Bei den Judendünen bot sich erneut die Möglichkeit, schöne Exkursionen durch den Sand zu unternehmen. Nach kurzer Zeit meldete sich jedoch einer der ATV Fahrer bei mir und teilte mit, dass er einen Schaden an der Zylinderkopfdichtung habe. Leider organisierte er ohne Rücksprache eine Abholung durch einen örtlichen Mechaniker. Dieser transportierte das ATV auf der Ladefläche seines Pickups bis in den nächsten Ort und reparierte dort den vermeintlichen Schaden an der Zylinderkopfdichtung. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass lediglich der Ölkühler undicht war. Die Reparatur inklusive Transport sollte insgesamt 1300 € kosten. Offensichtlich war dem Fahrer nicht bewusst, dass ich alle Werkzeuge und Hilfsmittel für eine Reparatur im Service Truck hatte. Vor der Reise hatte ich allen Mitreisenden dargelegt, welche Möglichkeiten für Reparaturen ich mit dem Service Truck habe. Zudem hatte jeder Mitreisende eine Ausstattungsliste in Form eines PDF erhalten, um einen Überblick über die mitgeführten Hilfsmittel zu bekommen.
Am Ende ergab sich, dass uns der Fahrer erst zwei Tage später am Madouar Shrir wieder treffen sollte – 1300 € ärmer, aber um eine Erfahrung reicher. Mit etwas Silberlot hätte ich das Ganze für ein paar Euro Materialkosten reparieren können. Jedenfalls fuhren wir von den Judendünen zunächst nach Süden und dann westwärts Richtung M'Hamid. Kurz nach dem Dorf erreichten wir endlich wieder Piste, die uns nun über etliche Kilometer begleiten sollte. Das ausdrückliche Ziel der Reise war es ja, dem Oued Draa in seinem Tal zu folgen. Dies gelingt natürlich nicht immer. Letztendlich muss man den vorhandenen Pisten folgen, um eine solche Reise in einem angemessenen Zeitraum zu absolvieren.
Nach ein paar Stunden erreichten wir das Dünengebiet Erg Chegaga. Auch hier waren bereits die Spuren des weiter aufkommenden Tourismus sichtbar. Vereinzelt standen in den Dünen Zelte, in denen Einheimische Touristen eine angebliche Tuareg-Folklore vorspielten. Wie jeder weiß, gab es in Marokko niemals Tuareg. Wie auch immer, die Touristen finden es toll, und die Einheimischen können damit Geld verdienen. In den Dünen konnten wir jedenfalls wieder die sprichwörtliche Sau rauslassen. Obwohl es mit den ATVs nicht gelang, die allerhöchsten Dünen bis zur Spitze zu erklimmen, erreichten wir dennoch beachtliche Höhen. Die Motorradfahrer hingegen lagen nach kurzer Zeit ausgestreckt im Sand und mussten sich erholen. So mancher wird sich vielleicht überlegt haben, ob er solch eine Reise in Zukunft lieber mit einem ATV absolvieren sollte.
Unser Lager schlugen wir nördlich des großen Dünenfeldes zwischen ein paar kleineren Dünen auf. Um am nächsten Tag Zeit zu sparen, entschlossen wir uns dazu, das kleinere Dünenfeld geradewegs nördlich zu durchfahren, um dann die Piste zu treffen, die Richtung Westen und somit zum See Iriqi führte. Nachdem wir einige hundert Meter durch die Dünen gefahren waren – was erstaunlich gut funktionierte – flackerten im MAN plötzlich die Kontrollleuchten. Das Problem war mir bekannt. Schnell stieg ich aus und musste feststellen, dass während der ganzen Fahrt die elektrische Hydraulikpumpe gelaufen war und somit die Batterien nun zu wenig Spannung hatten. Das Problem war ein Steuerknüppel, der hängen geblieben war und dafür sorgte, dass die Hydraulikpumpe dauerhaft lief. Ich stoppte den Motor, stieg aus und stellte fest, dass sich die Heckklappe nicht mehr öffnen ließ, weil die Hydraulikpumpe kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Die Batterien waren vollständig entleert. Die einzige Möglichkeit, die blieb, war zu warten, bis die Batterien über die Solaranlage wieder geladen waren. Nach etwa einer halben Stunde ließ sich der Motor wieder starten, und der Motor der Hydraulikpumpe war soweit abgekühlt, dass dieser auch wieder lief.
Zu diesem Zeitpunkt entschieden wir uns, Heikos Motorrad zu verladen, da er erschöpft war und für den Rest des Tages nicht mehr Motorrad fahren wollte. Die Fortsetzung der Piste erwies sich als äußerst steinig und stellenweise zu eng für den MAN. An mehreren Stellen waren wir auf die Hilfe der ATVs angewiesen, die ihre Seilwinden nutzten, um schwere Felsbrocken zu beseitigen und dem LKW das Passieren zu ermöglichen.
Glücklicherweise trafen wir später einen Einheimischen, der uns auf eine besser befahrbare Piste weiter südlich hinwies. So setzten wir unsere Fahrt südwärts fort und erreichten den See Iriqi, der den Beginn der nördlichen Piste markierte. Auf dem ausgetrockneten See konnten die ATVs Geschwindigkeiten von etwa 100 km/h erreichen, während wir beeindruckende Staubwolken hinter uns ließen.
Nach ungefähr 35 Kilometern erreichten wir den Tafelberg Madouar Shrir, wo wir unser Nachtlager aufschlugen. Der nächste Tag war für die Erkundung des Tafelbergs vorgesehen. Nördlich des Berges erstreckte sich ein kleines Dünengebiet, das sich ideal für ein Nachtlager anbot. Die Sonnenauf- und -untergänge in dieser Umgebung schufen faszinierende Lichtspiele, da die Sonne den Berg und die gegenüberliegende Bergkette beleuchtete.
Am nächsten Tag erkundeten wir die Umgebung des Berges. Im Jahr 2003 hatte mir ein damals anwesender Soldat den einzigen Zugang zum Berg gezeigt – eine Regenabflussrinne, die den Aufstieg zum Plateau erleichterte. Von oben bot sich eine atemberaubende Aussicht über die Umgebung, bis hin nach Algerien im Süden.
Nach einer erholsamen Nacht setzten wir unsere Reise am nächsten Tag Richtung Westen fort. Zunächst fuhren wir südlich an dem Dünenfeld entlang, um später die ursprüngliche Piste etwas weiter nördlich zu erreichen. Diese führte über Geröllfelder nördlich des Oued Draa und passierte mehrere Militärposten. Zu unserer Überraschung wurden wir bei drei Kontrollen tatsächlich durchgelassen. Ein unfreiwilliger Stopp erwies sich jedoch als Glücksfall.
Etwa 16 Kilometer südlich von Mrimina bemerkte ich, dass der linke Hinterreifen Luft verlor. Nach einer Passkontrolle öffnete der Soldat die Schranke, und wir durften weiter in Richtung Westen fahren. Das Oued hinter dem Militärposten führte Wasser, und so bewältigten wir unsere erste Wasserdurchfahrt auf dieser Reise. Nach einigen weiteren Kilometern hielten wir an, um den Reifenschaden zu reparieren.
Die Reparatur gestaltete sich komplizierter als erwartet, da sich ein spitzer Stein in die Reifendecke gebohrt hatte und darin abgebrochen war. Der verbliebene Rest musste mit Meißeln zertrümmert und dann aufwendig herausgepult werden.
Wir rauten zunächst die Innenseite des Reifens auf, durchbohrten erneut die Stelle, an der der Reifen durchstoßen worden war, setzten einen Gummipfropfen ein und klebten dann von der Innenseite einen Flicken auf. Beim Aufpumpen stellten wir jedoch fest, dass der Reifen weiterhin Luft verlor. Ein weiteres Mal musste der Reifen von der Felge genommen werden, um das Problem zu lokalisieren. Wir fügten einen zusätzlichen Pilz hinzu und vulkanisierten die Stelle erneut. Nach dem erneuten Aufziehen erwies sich der Reifen als dicht. Interessanterweise sollte dies der einzige Reifenschaden auf der gesamten Reise bleiben. Die Reparatur hatte uns insgesamt vier Stunden gekostet, während derer wir natürlich auch eine Mittagspause einlegten, bevor wir unsere Fahrt in Richtung Westen fortsetzten.
Nach 22 Kilometern stießen wir leider auf eine Militärkolonne, die uns natürlich anhielt, um unsere Pässe zu kontrollieren. Nach der Überprüfung wurde uns höflich mitgeteilt, dass wir uns in einem militärischen Sicherheitsbereich befanden. Obwohl wir unsere Unwissenheit vortäuschten, waren wir uns bewusst, dass wir uns sehr nahe an der algerischen Grenze befanden, und Militärkontrollen in diesem Bereich üblich waren. Der kommandierende Soldat erklärte uns, dass er uns nun nach Norden eskortieren würde und wir dann ab einer bestimmten Stelle gemäß GPS weiterfahren könnten. Die Piste erwies sich als äußerst anspruchsvoll, insbesondere für den MAN, da sie steinig und eng war. Ungefähr 35 Kilometer vor der Ortschaft Bou Moussi schlugen wir schließlich unser Nachtlager auf.
Bei der Ankunft stellte ich fest, dass erneut der Schalter der Hydraulikpumpe hängen geblieben war und dieses Mal der Motor endgültig den Geist aufgegeben hatte. Von diesem Tag an musste ich jedes Mal, wenn wir die Hydraulik benötigten, den Motor starten, um über den Nebenabtrieb die eingebaute Hydraulikpumpe zu betreiben um den entsprechenden Druck bereitzustellen. Bedauerlicherweise führte die Route ab Bou Moussi vorerst über Asphalt Richtung Westen. Obwohl wir lieber auf der Piste gefahren wären, machte uns das Militär einen Strich durch die Rechnung. Erst bei Tiguilizt al Mansour konnten wir wieder eine Piste Richtung Süden einschlagen. Bei Tanezida bog diese dann Richtung Südwesten ab, und wir näherten uns erneut dem Oued Draa. Da wir uns ab diesem Punkt immer weiter von der algerischen Grenze entfernten, gab es mit dem Militär keine weiteren Probleme.
Wir setzten unsere Fahrt also Richtung Westen fort, über ein recht steiniges, aber gut befahrbares Terrain südlich von Assa. Schließlich schlugen wir unser Lager am nördlichen Rand des Oued Draa auf, kurz bevor die Piste auf die R103 traf. Am nächsten Tag mussten wir glücklicherweise nur für 2 Kilometer Richtung Süden auf der R103 fahren, bevor wir diese schnell wieder in Richtung Westen verließen, um weiterhin im Draa-Tal zu bleiben. Diese Piste hatte ich bereits 2006 befahren, musste jedoch feststellen, dass sie an vielen Stellen von Bäumen und Sträuchern überwachsen war und am Ende völlig unpassierbar wurde.
An dieser Stelle vollführten wir ein abenteuerliches Wendemanöver und fuhren etwa 1 km der Strecke zurück, um einen Abzweig Richtung Norden über das Bergplateau zu nehmen. Nach ungefähr 15 km, die wir in westliche Richtung gefahren waren, entschieden wir uns, weiter nach Norden zu fahren, um auf die P 1308, eine offizielle Piste, zu stoßen. Wir gingen davon aus, dass diese Piste, immerhin mit einer offiziellen Nummer versehen, gut befahrbar sein müsste. Leider stellte sich dies als Irrtum heraus. Die Piste war anfangs gut befahrbar, jedoch änderte sich das Bild drastisch nach dem Passieren eines kleinen Salzsees. Über eine Strecke von etwa 30 km ging es im Schneckentempo überwiegend über Geröll. Die Piste war für den MAN viel zu schmal, für die ATVs gut befahrbar, und für die Motorradfahrer eine echte Herausforderung. Erst ab Ain Delouine änderte sich die Situation schlagartig. Ab dieser verlassenen Oase fanden wir schließlich eine so gut wie neue Piste vor, die später in eine asphaltierte Straße überging. Diese machte einen sehr guten Eindruck und führte uns über Serpentinen und einen Gebirgszug Richtung Norden. Hinter dem Gebirgszug bot sich direkt am Draa, der an dieser Stelle sogar Wasser führte, die Gelegenheit zum Campen. Rainer, einer der ATV-Fahrer, nutzte die Gelegenheit für ein erfrischendes Bad im doch recht kühlen Wasser. Aufgrund von Zeitmangel entschieden wir uns, nicht weiter Richtung Westen nach Tantan zu fahren, sondern die neuere Straße, die selbst bei Google Maps noch keine Nummer hatte, Richtung Norden zu nehmen. Das Pärchen mit dem Isuzu hatte bereits Tantan verlassen und befand sich in der Nähe von Sidi Ifni. Daher ging es zügig über Asphalt in die bekannte Touristenmetropole am Atlantik. Aufgrund des ausgesprochenen Campingverbots suchten wir einen Campingplatz direkt an der Küste auf. Nach vielen schönen Übernachtungen inmitten der Natur war dies jedoch der absolute Albtraum. Obwohl der Campingplatz den Namen "Gran Canaria" trug, handelte es sich letztendlich nur um eine lieblos planierte Fläche direkt neben der Hauptstraße, inklusive entsprechendem Lärm. Hier trafen wir auch das Pärchen mit dem Isuzu wieder. Diese entschieden sich jedoch für einen Abstecher nach Fes und verließen uns, bis wir sie in Algeciras wieder treffen sollten.
Am nächsten Tag ging es weiter über Asphalt Richtung Marrakesch. Auch wenn wir über die N11 fuhren, fanden wir kurz hinter Tarouayassine einen schönen Lagerplatz nicht weit von der Straße entfernt. Der Rest der Strecke sollte ein Kinderspiel sein – zumindest dachten wir das. Doch wenige Kilometer vor der letzten Übernachtung hatte sich der Fliehkraftregler an Eikes ATV in seine Bestandteile zerlegt. Da die Reise ihrem Ende entgegen ging und eine Reparatur zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte, wurde sein Fahrzeug kurzerhand an das ATV von Rainer angehängt, und so ging es am Abschleppseil bis nach Marrakesch. Auf dem Campingplatz in Marrakesch wechselten wir am MAN wieder zurück auf die Straßenbereifung. Auf dem Rückweg nach Tanger Med, wo wir unsere Fähre nach Algeciras nehmen sollten, hatten wir noch ein ganz besonderes Erlebnis. Bei einer Rast auf einer Autobahnraststätte hatten sich sieben junge Marokkaner in unserem Anhänger und im MAN versteckt, und sie sollten erst im Zoll-Sicherheitsbereich des Hafens entdeckt werden. Die weitere Reise zurück nach Heldrungen gestaltete sich indes unkompliziert.
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